Bangkok - Wat Pho / Sanam Luang / Golden Mount
Montag, 13. April 1998
Wir stehen so gegen 10 Uhr auf, packen und gehen frühstücken: ich habe Reissuppe mit Knoblauch und einen Wassermelonen-Shake. Lecker! Bille und Volker steht der Sinn eher nach einem Fruchtsalat mit Joghurt.
Während des Frühstücks können wir auf der Straße einen Umzug beobachten. Mehrere verschiedene, bunt gekleidete Gruppen führen eine Art Drachentanz mit teilweise akrobatischen Einlagen vor. Selbst ein buddhistischer Mönch nimmt am Umzug teil und bespritzt oder segnet wohl eher von einem Wagen herab die Zuschauer mit Wasser.
Danach suchen wir uns eine neue - ruhigere - Bleibe und kommen im Sawasdee House in der Soi Rambuttri unter, gleich um die Ecke bei der Kao San Road. Es gibt keine 3er Zimmer, also nehmen wir ein Doppelzimmer für Bille und Volker, das ganz ok ist und ein Einzelzimmer für mich; das ist ein bisserl stickig, aber man kanns aushalten.
Richtung Wat Pho
Nun wollen wir aber endlich etwas von der Stadt sehen und so geht es zu Fuß los Richtung Wat Pho.
Kaum sind wir ein paar Meter gegangen, treffen wir auf einen prächtigen Tempel. Neugierig spähen wir durch Gittereinsätze in der Mauer, um einen besseren Blick auf den Tempel und den umliegenden kleinen Garten zu erhalten. Leicht frustriert muss ich feststellen, dass die Lage des Tempels und die Mauer es nicht zulassen gute Fotos zu schießen.
Kaum sind wir ein paar hundert Meter weiter, treffen wir auf den nächsten Tempel. Genauso prächtig und fremdartig, dem ersten aber doch recht ähnlich. Dies führt uns zu der Vermutung - die sich bestätigen wird - dass es jede Menge dieser Tempel in Bangkok gibt.
An der nächsten Ecke werden wir erst einmal wieder von einem neuen Schwall Wassers begrüßt und schaffen es gerade noch die Fotoapparate in trockene Sicherheit zu bringen. Einen größen Unterschied macht es nicht mehr, denn wir sind eh quasi permanent naß und so bringt es wenigstens etwas Abkühlung. Solange das Wasser halbwegs sauber ist machen wir uns auch nicht groß Gedanken, halten aber Abstand von Kindern die sich mit Eimern bewaffnet in der Nähe der Klong aufhalten. Da diese teilweise auch als Kloake Verwendung finden und nicht immer angenehm riechen, sind wir auf eine Dusche mit diesem Wasser nicht sehr erpicht.
Der Weg führt uns durch einen Bereich mit schmalen Gassen und Läden mit überfüllten Auslagen, in denen man wahrscheinlich alles kaufen kann. Danach kommen wir zu einer Art Großmarkthallen. Es ist schon sehr interessant, was es da alles so gibt und es ist natürlich vollkommen verschieden von dem, was wir gewohnt sind auf Märkten vorzufinden. Es gibt Bananen in verschiedenen Reifegraden und Größen, Ananas, Durians und viele Früchte deren Namen wir nicht kennen.
Und dann gibt es natürlich - was uns sehr fasziniert - Knoblauch und rote und grüne Chilischoten in verschiedenen Größen und - wie wir vermuten - verschiedenen Schärfegraden.
Hier sind wir voll die Exoten, wir sehen keinen anderen Touristen weit und breit. Die Leute sind aber keineswegs abweisend, im Gegenteil, sobald sie uns sehen, bekommen wir die obligatorische weiße Pampe ins Gesicht, werden mit Wasser bespritzt und ich lasse mich breitschlagen und trinke einen Schluck wirklich höllischen Schnaps. Ein »Shemale« schenkt mir sogar einfach so eine festere Plastiktüte und bedeutet mir, dass ich meinen Fotoapparat hineinstecken soll, damit er nicht nass wird, wenn wir laufend Wasserduschen erhalten.
Soviel Herzlichkeit ist wunderbar!
Wat Pho
Das Wat Pho, oder Wat Phra Chetuphon ist eine buddhistische Tempelanlage (Wat), die bereits im 17 Jahrhundert gegründet wurde und über die Jahrhunderte hinweg immer weiter ausgebaut wurde, vor allem nachdem Bangkok der neue Regierungssitz der thailändischen Könige geworden war.
Die Hauptattraktion stellt ein 46m langer und 15m hoher, ruhender, goldener Buddha dar. Seine Fußsohlen sind verziert mit 108 Tafeln, die mit Perlmutt-Einlegearbeiten versehen sind und die Tugenden eines wahren Buddhisten darstellen.
Neben vielen anderen kleineren Gebäuden fallen vor allem die vier verschiedenfarbigen (rot, blau, grün und gelb) Chedi auf, die über 40m in die Höhe ragen.
Vor allem beeindruckt mich auf wieviele verschiedene Weisen man »Opfer« darbringen kann. Gemeinsam ist, dass alle diese Opfer positiv behaftet sind.
Das vielleicht noch unschönste Opfer ist das Freilassen einen Vogels. Händler fangen und halten Vögel in Käfigen. Die Gläubigen kaufen einen solchen Vogel und entlassen ihn in die Freiheit. Zumindest eine schöne Geste.
Auf der Rückseite des liegenden Buddhas sind eine Vielzahl von Gefäßen aufgestellt, alle beschriftet (Liebe, Glück, Gesundheit, ...). Von den Betreibern dieser Opferstöcke kann man gegen Geld ein Eimerchen voller Münzen kaufen und diese in die Gefäße seiner Wahl verteilen. Die Opferstöcke werden regelmässig geleert, damit der Nachschub an Münzen nicht versiegt.
Am schönsten von allen finde ich jedoch das Sandburgen-Opfer. Wiederum gegen Bezahlung erhält man einen oder mehrere Eimer mit feuchtem Sand. Zur Ehre Buddha bauen die Menschen dann teilweise wahrhaftige Wunderwerke an Sandburgen, die oftmals noch mit Bluemen geschmückt werden. Doch auch dieser Opfer kann sich das Auge oft nur kurz erfreuen. Ist die Nachfrage groß, werden die älteren Sandbauten zerstört, erneut in Eimer gefüllt und der nächste kann seine bauwerklichen Fähigkeiten demonstrieren.
Die ganze Anlage wird bei weitem nicht nur zum Beten genutzt, sondern dient auch zur Freizeitgestaltung. Viele Menschen spazieren umher, wie durch einen Park, andere geniessen wohl den Feierabend und die Ruhe inmitten des hektischen Bangkok außenherum und wieder andere betätigen sich sportlich. So beobachten wir mit anderen Zuschauern einige Zeit lang einen Wettbewerb, bei dem ein buddhistischer Mönch als Schiedrichter agiert. Verschiedene Mannschaften mit jeweils sieben Teilnehmern stehen im Kreis unter einem in ca 7m Höhe angebrachtem Gebilde mehreren Ringen. Ziel des Spiels ist es einen Ball in der Luft zu halten, egal mit welchem Köperteil (nur Fangen/Halten darf man ihn wohl nicht) und ihn im vorgegebenen Zeitraum möglichst oft durch die Ringe zu kicken.
Sanam Luang
Anschließen wollen wir in den benachbarten Königspalast und den
Wat Phra Keo, aber die sind für diesen Tag schon geschlossen.
Also schauen wir uns zuerst in den
Lak Mueang Schrein
an, der den Grundstein der Stadt enthält und das geographische Zentrum des Landes darstellt,
von dem aus alle Entfernungen gemessen werden.
Anschließend bewundern wir das Bunte Treiben auf dem Sanam Luang, der Königswiese. Dieser ca 200m breite und 600m lange, ovale Platz wurde und wird auch heute noch als Ort für Einäscherungszeremonien der königlichen Familie verwendet. Da dies aber eher selten stattfindet wird der Platz gerade in den Abendstunden von Menschen bevölkert, die die Künste der Drachen-fliegen-lassens zeigen. Hat man keinen mitgebracht, kann man sich einen an einem der zahllosen Stände, die den Rand des Sanam Luang säumen, kaufen. Es gibt sie in allen nur vorstellbaren Farben, Formen und Größen. Alle sehen handgearbeitet aus, mit einem Gerippe aus dünnen Holzstäben, mit Papier überzogen und bemalt. Die teilweise meterlangen Schwänze sind aus Krepp.
Golden Mount
Noch sind wir nicht müde und wollen noch mehr von Bangkok sehen, also versuchen wir uns abenteuerlustig daran ein Tuk Tuk anzumieten und nach einigem Handeln und einigen Verständigungsschwierigkeiten schaffen wir es dann doch noch dem Fahrer klarzumachen, dass er uns zum Golden Mount bringen soll.
Der Golden Mount ist Bestandteil des Wat Sakret. Den künstlich aufgeschütteten, 79m hohe Hügel zu erklimmen ist eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit, denn der Weg geht steil nach oben. Oben auf dem Hügel befindet sich ein goldener Chedi, der eine Reliquie Buddhas enthält und in der Mitte einer quadratischen Plattform steht. Die Plattform, die früher für Gehmeditationen genutzt wurde, ermöglicht es den Chedi zu umrunden und bietet gleichzeitig einen atemberaubenden Blick über Bangkok.
Im Inneren des Chedi sitzt ein Mönch auf einem Podest. Mit über dem Kopf gefalteten Händen und einer gleichzeitigen Verbeugung erweise ich ihm Ehre, was er mit einem Lächeln und einem segnenden Wasserspritzer honoriert.
Auf dem Weg nach unten lassen wir die schweren, eisernen Gebetsglocken erklingen.
Zurück in der Kao San Road
Von da aus geht es durch eine wahre Orgie von Wassergüssen zurück ins Hotel. Nachdem wir unsere Kleidung ausgewrungen haben mischen wir uns ins lustige Treiben in der Kao San Road. Ich werde sogar von einem Fernsehteam angesprochen, ob ich nicht den Zuschauern live »ein frohes neues Jahr« auf thailändisch wünschen will. Nach einigen Versuchen ist die Reporterin wohl der Meinung, dass mein rein phonetisch gelernter Spruch ausreichend zu verstehen ist, die Kamera geht an, sie spricht kurz ins Mikro, hält es mir unter die Nase und ich habe meine 5 Sekunden Ruhm im thailändischen Fernsehen. Bis heute weiß ich nicht, was ich eigentlich gesagt habe. Ich hoffe nur ich habe niemanden beleidigt.
In einer Kneipe treffen wir zwei Engländer, die schon fast ein Jahr mit dem Rucksack rund um die Welt unterwegs sind. Wir unterhalten uns gut, tauschen Erlebnisse aus (vor allem die beden und Volker) und stellen fest, dass der thailändische »Whiskey« ein ziemlich übles Zeugs ist und so kehren wir - etwas arg angetrunken - so gegen 2 Uhr ins Hotel zurück.
Ich verfluche meinen 6 m² großen, stickigen Raum, in dem ein klappriger Ventilator für den einzigen Lufthauch sorgt. Die feuchte Kleidung, zum Trockenen über den Stuhl ausgebreitet, macht es nicht besser. Nach einiger Zeit kann ich aber dann doch einschlafen.